Montag, 19. Januar 2015

Südengland 2014

Wir schreiben das Jahr 2014, den 8. Mai, ein Donnerstag. Es regnet, 3-4 Bf aus West.

Ideale Bedingungen um die restliche Ausrüstung und Verpflegung auf das Boot zu bringen und Morgen zeitig gen Norden zu segeln. Nach Norden?? Du willst doch nach England?? Ja, aber wir haben Zeit. Es wäre ja nett über den Limfjord, die nordfriesische Küste über Sylt, Helgoland nach Holland...... mooment, seit wann planen wir so genau??

Zunächst geht es über Marstall, Nyborg nach Ballen auf Langör. Die Orte sind dem Ostseesegler hinlänglich bekannt und brauchen keine weitere Beschreibung. Wir haben aber ein Problem. Jedesmal, wenn der Motor auf Drehzahl kommt beim An- und Ablegen, ertönte ein Alarm. Zunächst nur kurz, dann länger, dann nur noch durchgehend. Was man nie tun sollte ist--- einen Alarm ignorieren. Die Lichtmaschine regelt offenbar nicht wie sie es mal gelernt haben sollte.

Fragen von Unterwegs ins Forum bringen schon mal Anhaltspunkte aber keinen Durchbruch. Ich versuche es mal mit Kontakt- Spray weil es ja oft nur ein Kabel sein kann. Es hilft scheinbar aber der Alarm bleibt. Mit diesem Zustand längere Zeit zu segeln und möglicherweise im Ausland eine Volvo- Lima kaufen zu müssen.... nein. Wir drehen um. Unser Ziel ist Kappeln, weil es hier mehrere Motorschrauber gibt. Beim ASC angekommen treffe ich Frank, schildere mein Problem, er hat auch sofort Jörg Hagge gewinnen können der sich das Lima-Problem ansieht. Die Kabel durchgemessen, den neuen Diodenverteiler geprüft.... neee alles in bester Ordnung. Bau die Lima aus, ich rufe Willi an, der war früher bei Bosch, der kann helfen.


Kappeln


Zwei Tage später ist die Lichtmaschine wieder an den Motor geflanscht und tut was sie tun soll. Was war geschehen?? Direkt über der Lima war eine Schelle.... diese hat in unbeobachteten Momenten immer mal einen winzigen Tropfen fallen lassen... genau in die Weichteile... hierdurch ist eine Diode ganz weg die zweite zur Hälfte weggegammelt. Willi ist ein Superschrauber!! Er hat neue Dioden eingelötet (einen Ersatzregler gibt es für dieses Modell noch nicht-- ist zu neu). Ärgerlich das alles, aber wenigstens nicht zu teuer. Die Lima hat das ganze Jahr über durchgehalten.
Zufrieden legen wir ab und gehen gemütlich hinter der Maas (Maasholm) ankern.

Nächsten Morgen geht es Anker auf zunächst nach Strande zum Diesel bunkern und weiter in den Kanal. Wir kommen gut rein und motoren noch bis Kanal Km 82. hier geht es auf den Flemmhuder See auf dem man innerhalb der gelben Bojen ankern darf. Das Land darf also nicht betreten werden.

Übernachtungsplätze am NOK


Kleiner Exkurs zum Übernachten auf dem NOK. Man muss gar nicht 10 Std. durch motoren. Oft bleiben wir auch zuerst vor der Schleuse in Kiel- Holtenau liegen. An den Pfählen der Nordseite gibt es viele Plätze, leider ohne Wasser und Strom und unbenutzbarer Dusche und WC. Ein abendlicher Spaziergang zu dem schönsten Leuchtturm überhaupt unterbrochen von ein oder zwei lecker Bierchen an der Promenade. Nur ca. 10 Km (1 Std.) bei Km 82 ist der Flemmhuder See, weitere 20 Km ist schon Rendsburg mit zahlreichen Häfen, nochmal 20 Km bei ca. Km 42 sind Stege vor der Gieselau Kanal Schleuse. Hier könnte man weiter nach Tönning über die Eider fahren. Weitere 20 Km weiter bei Hochdonn sind Pfähle frei in einer Ausbuchtung die für eine Übernachtung von Sportbooten geschaffen wurde. Dann kommt Brunsbüttel wo man vor der Schleuse innerhalb des Kanals sehr gut übernachten kann.

Nach einer ruhigen Nacht geht der Anker auf und wir motoren nach Brunsbüttel. Am nächste Tag warten wir auf die richtige Tide die uns mit ablaufend Strom schnell nach Cuxhaven bringt. Hier machen wir erstmal einen Hafentag. Cuxhaven gefällt uns. Wir leihen uns Fahrräder und ich strampel mal schnell zu einem Hafenkiosk an dem frische Krabben verkauft werden. 500 g sind schnell gepult, meine Liebste bereitet inzwischen die Rühreier und Bratkartoffel vor. Was gibs schöneres als die Nordsee- Rührei mit Krabben- und ein Bier ?? (Naja.... die Ostsee- Dorsch- und Weißwein vielleicht)


  Cuxhaven

Mit den Fahrrädern fahren wir die Döse entlang nach Duhnen. Hier gibs lecker Kaffee mit einem riesen Tortenstück. Schon dafür lohnt das Radeln. Wir schieben mit dem Fahrrad durch den Ort und radeln dann zurück zum SVC. Die Museums- Anlage am Amerika Hafen, dem Auswanderer Terminal haben wir uns vor Jahren angesehen und kann ich nur zur Besichtigung empfehlen. Man wird durch sehr eindrucksvolle Räume geführt. Von hier sind damals die meisten Deutschen und Osteuropäer ausgewandert.


  Amerikahafen

Wir wandern am nächsten morgen bei Hochwasser auch aus und besuchen unsere einzige Hochseeinsel - Helgoland. Die 38 nm entfernte Insel lockt wegen des günstigen Dieselpreises. Bei 1,08 € mache ich Tank und Ersatzkanister voll (der Normalpreis in Cux . lag so bei 1,50 /ltr.)

Die nicht erhobene Mehrwertsteuer reizt uns aber nicht auch andere Dinge zu kaufen. Alkohol trinken wir nicht und Bier kaufen wir eh günstiger in Heiligenhafen und 500 Dosen Bier an Bord ordentlich einzulagern würde jetzt ja auch viel Arbeit machen. Wir genießen noch einen vorsaisonalen Abend und segeln nächsten Tag 42 nm nach Norderney.


  Kurpark







Am nächsten Morgen, es ist inzwischen der 26. Mai, legen wir kurz vor Hochwasser ab und nehmen die Tide gut mit. Unser Ziel ist eigentlich Lauwersoog, aber es kommt mal wieder anders. Mit Tidenwechsel nimmt der Wind zu und frischt langsam und beständig auf 6 Bf auf. Er kommt zwar aus Ost- Nordost, aber die Welle macht sich schnell bemerkbar. Wir sind ja nicht auf der Flucht (was ein geflügeltes Wort bei uns an Bord ist) also belassen wir es für heute mit 35 nm bis Borkum. Hinter Hohes Riff bei Borkum lässt die Welle dann natürlich sehr schön nach, ich muss aber doch sehr stark reffen. So wird es eine gemütliche Sonennscheinfahrt nach Borkum.

An Port Henry fahren wir vorbei, der sah immer noch sehr marode aus, wir fahren in den Burkana- Hafen und legen uns in Lee der großen Pontons. Leider ist der Ort so weit vom Hafen entfernt, dass man schon mit dem Bus oder der Nostalgiebahn in den Ort müsste. Wir sparen uns das, denn morgen früh geht es weiter.

Der Wind hat inzwischen auf 7 Bf zugenommen. Wir überlegen nicht lange und fahren weiter landeinwärts um in Delfzijl (gespr.: delfzeil) die stehende Mastrute bis Lemmer zu motoren. Die Entscheidung erwies sich für uns als richtig. Wir sind bei kälte und bedecktem Himmel losgefahren. Im Kanal wurde es dann deutlich wärmer, weniger windig und die Sonne kam dann auch noch durch. Wenn man möchte, kann man in Delfzijl in den Innenhafen gehen. Es ist ein hübscher holländischer Ort, wie wir noch viele sehen werden. Wir sind aber nach einer Gesamtstrecke von 37 nm - Borkum bis Groningen früh genug im Hafen fest um ein holländisches Dreigängemenue zu uns zu nehmen:

Loempis - Frühlingsrollen die überwiegend von Vietnamesen verkauft werden
Kibbelings - frittierte Dorsch- und/oder Lachsstückchen im Teigmantel mit Knoblauch
junge Meisje- der neue Hering- wir würden Matjes dazu sagen- die holländischen sind bedeutend besser.

  Groningen



Am nächsten Tag regnet es. Wir bleiben noch und wandern durch die Stadt. 200.000 Einwohner, schöner alter Bahnhof, viel Sehenswertes. Viele eilige Krawattenträger. Heute ist auch noch Markttag und wir können uns mit preiswerten Tomaten, Gurken, Salat und anderen Leckereien eindecken. Die Blumen und dabei auch der Preis der Blumen überwältigt uns fast. Leider haben sie nichts an Bord zu suchen. Ein Basilikumtopf ist ja auch irgendwie "Grünes". Morgen ist Himmelfahrt. Um neun Uhr morgens geht ein erster Konvoi durch die Stadt. Wer weiter will sollte sich diesem anschließen.





Gemeinsam geht es durch die Innenstadt, es werden nach und nach alle notwendigen Brücken geöffnet, so kommen wir ohne Stress durch.

  Bahnhof

  Ruderverein


 Wir tuckern weitere 25 nm durch das Lauwersmeer bis Lunegat. Quer durch schöne Landschaft, Felder eigentlich nur Natur.




 Unser nächstes Ziel ist Dokkum



  Hier kommen wir in einen Friesland Lauf oder Wanderung. Jeden Tag ein weiterer Ort, begleitet von Wohnschiffen, viel Spaß und noch mehr Kostüme. Es werden auch mal eben die Brücken für zwei Stunden gesperrt.





 Dokkum ist noch als Wallfahrtsort bekannt in dem 754 Bonifatius ermordet wurde.









 Weiter geht über Burdat....
......Brücke auf, reinfahren, Brücke zu....... Brückerwärter radelt- freundlich links und rechts die Einheimischen grüßend - zur nächsten Brücke, stellt die Ampel auf rot/grün, Brücke auf, durchfahren- doch halt!! Brückenzoll entrichten ( 2€ ) und jetzt weiter. Köstlich. Ein sehr kleiner aber romantischer Ort.





 Leeuwarden kommt. Sie ist die Hauptstadt Frieslands. Hier kann man in dem alten Burggraben anlegen. Ein wenig auf die überhängenden Äste achten. Segler können nicht überall fest machen. Es gibt Strom, Wasser und ordentliche Duschen. Ein kurzer Weg nur in die Stadt. Der erste Blick fällt zuerst auf den Turm, der sich schon mehrere Meter geneigt hat und man nicht unbedingt da drunter stehen möchte. Die Stadt selber ist sauber wie eigentlich alles in Holland.
Hier kann man schon mal mehrere Hafentage verbringen. Ich hab es mal auf vier gebracht, weil es so windig war, dass ein Weiterkommen sinnlos war. Wir aber legen ab und fahren den Kanal noch in den Abendstunden weiter nach. Palma. Dort machen wir fest und genießen den Abend.

Am nächsten Tag legen wir ab und fahren nach Sneek


Sneek
Eine Abendwanderung geht einmal um die Altstadt, dann weiter nach Lemmer.